Wandern auf Mallorca – Victoria und Talaia
Ein Kurztrip nach Mallorca? Was soll ich denn da, nachdem ich schon auf so vielen exotischen Inseln war! Ich ließ meine Blicke von meinem Balkon aus über die kleine Stadt Can Picafort schweifen und wie erwartet entdeckte ich nur überdimensionale Hotels, deutschsprachige Touris mit Shopping Tüten in den Händen und wenig Mallorquiner, aber Halt!! Zurück! – Ich sehe Wasser, Berge und auch Wälder! Juhu, ich gehe wandern auf Mallorca!
Mir war schnell klar, dass ich mich dieses Mal nicht zu den akkurat platzierten Handtüchern am Strand legen wollte und suchte mir eine Wanderung mit dem Schwierigkeitsgrad “schwer” heraus. Ich dachte, wenn die relaxten Touris den Maßstab für die Schwierigkeitsgrade darstellen, dann wird das Wandern auf Mallorca ein Klacks! Und außerdem sollte die Bergerklimmung mit einem Sprung ins Wasser einer einsamen Bucht belohnt werden! Perfekt – so, mag ich es!
Zum “Nachwandern” gibt es am Ende des Artikels mehr Informationen!
Daumen sei Dank
Noch vor Sonnenaufgang verließ ich mein Hostel und eilte zur Bushaltestelle. Der Bus kam pünktlich und meine Vorfreude auf die Wanderung stieg – Aber leider stieg ich erstmal wieder aus! Ich hatte mir den falschen Bus herausgesucht, der mich leider nicht mit ins 20 km entfernte Alcudia nehmen durfte. Also schlenderte ich kurze Zeit später enttäuscht am Straßenrand entlang und überlegte meine Optionen: Entweder ich hau mich wieder ins Bett oder ich versuche irgendwie anders den Startpunkt der Wanderung zu erreichen. “Aufgeben – gibt’s nicht”, dachte ich und ohne groß weiter drüber nachdenken, zeigte mein Daumen schon Richtung Fahrbahn. Mit Erfolg! Ein netter Ecuadorianer mittleren Alters auf dem Weg zur Arbeit nahm mich mit.
Etwas früher als erwartet endete allerdings diese Fahrt und ich landete im Industriegebiet zwischen der Stadt Alcudia und dem Hafen. Nix mit noch einem Kaffee unterwegs, nix mit einem kleinen Frühstück vorher und natürlich auch kein Kiosk zum Proviant kaufen! Ich checkte mein GPS und stellte fest, dass ich noch immer 6 Kilometer vom Startpunkt entfernt war! Langsam wurde es heller und mir dämmerte, dass ich mein Ziel einen Sonnenaufgang auf dem Berg zu sehen nicht erreichen werde. Egal, ich nahm meine Beine in die Hand und folgte dem Pfeil auf meinem Handy- Display!
Oh, du schöne Sonne
Die Gegend veränderte sich mehr und mehr – Häuser verschwanden, Autos kamen mir nicht mehr entgegen, aber dafür hörte ich die Glocken der Schafe läuten. Ich erreichte den Startpunkt der Wanderung und die Sonne blinzelte schon durch die Bäume.
Der Weg schlängelte sich im Zickzack den Berg hinauf und wurde immer steiniger! Mit jedem weiteren Meter tauchten mehr Buchten am Horizont auf und ich stoppte ständig für Fotos – Deshalb brauchte ich vermutlich eine gefühlte Ewigkeit – aber die Sonne glitzerte so wunderbar auf dem Wasser!!
Als ich den ersten kleineren Berggipfel erreichte stützte ich meine Hände auf die Knie. “Puh, wie anstrengend!” Aber im nächsten Moment überholten mich auch schon einheimische Mountainbiker – “Junge, Junge! Wenn die das schaffen, dann schaffe ich das auch!”
Die Wanderung auf dem Bergkamm war etwas leichter und ich genoss die grandiose Aussicht. Es ging wieder den Berg hinunter und unter einem Baum machte ich eine kleine Pause! Die Haferflocken Kekse waren in diesem Moment der Hit und auch leider alles was ich zu Essen dabei hatte! :p
Oh, du scheiß’ Sonne
Ich entschied mich den einfacheren Wanderweg zwischen den Bergen spontan zu Verlassen, denn wenn ich es bis hierher geschafft hatte, dann wollte ich auch den höchsten Punkt Talaia auf 496 Metern erreichen!
Steinig ging es hinauf und die Sonne wurde stärker. Ein Spanier, der leicht, wie eine Gazelle über die Steine hüpfte und dabei scheinbar mühelos in sein Telefon brabbelte machte mir erneut Mut! Plötzlich hörte der Weg auf und ich suchte mir meinen eigenen Pfad. Hier war niemand mehr unterwegs, die Sonne brannte auf meinen Schädel und ich hatte eine rote Birne. “Was wäre, wenn ich einen Hitzschlag bekomme? Wie lange würde ich wohl hier liegen??” Aber sieh’ selbst! 🙂
Noch einmal machte ich eine Pause und verkroch mich unter einem kleinen Busch, der mir minimal Schatten spendete. Meine kleine Wasserflasche leerte sich rasant und ich rief laut: “Scheiß’ Sonne!” – Ja sorry, vermutlich bin ich Schuld daran, dass es im Moment so viel regnet! 😉
Höhepunkt beim Wandern auf Mallorca
Oben auf der Plattform von Talaia angekommen, hüpften plötzlich viele Familien mit Kindern herum. “Wie waren die denn hier hergekommen? Hatte ich den Helikopter- Shuttle Platz übersehen?” Des Rätsels Lösung befand sich auf der anderen Seite des Berges – Ein schlängelnder einfacherer Weg!
Ich aß noch weitere trockene Kekse, trank aus meiner Flasche den letzten Mini- Schluck und sah den frechen Bergziegen zu, wie sie sich am Rucksack eines anderen Wanderers zu schaffen machten. – Die Glücklichen ergatterten tatsächlich ein belegtes Brötchen!
Für den Abstieg reihte ich mich dann in eine deutsche Großfamilie ein und wartete gespannt auf die versprochene türkisfarbene Bucht. Und tatsächlich – sie sah genauso aus, wie auf den Fotos! Fantastisch – dafür hatte sich der Weg über den Berg wirklich gelohnt!
Durstig bis zum Schluss
Mit einem neuen Ziel und endlich auch einem angekündigten Brunnen vor Augen lief der Abstieg leichter. Doch der Schock folgte – am Brunnen prangte ein Schild mit der Aufschrift: “ No agua potable – Kein Trinkwasser!” “Ey, was soll das denn?” Meine beschwingte Laune war weg und mein ersehnter Sprung ins kühle Nass fiel ins Wasser. Ich näherte mich nur noch einige Meter der wunderschönen Bucht und beschloss mich auf den Heimweg zu machen. Schade Schokolade! Aber ohne was zu Trinken, musste ich schleunigst zurück in die Zivilisation.
Die letzten 8 Kilometer bis nach Alcudia zogen sich wie Kaugummi. Immer wieder dackelten leichtbekleidete Menschen in Flip Flops an mir vorbei und parkten ihre Autos am Straßenrand. Auch die deutsche Familie stieg in ihren Bulli und brauste davon. Auf diesem Weg war ich wieder alleine unterwegs – Keine Sau wanderte dieses Stück mehr!
In Alcudia angekommen stürzte ich in die erste Bar und trank und trank… und aß eine Empanada!
Gut! Jetzt weiß ich, was der schwere Schwierigkeitsgrad beim Wandern auf Mallorca bedeutet, aber auch, dass ich es gepackt habe. La Victoria heißt diese Wanderung und genau, wie ein Sieg fühlte es sich nun auch an!
Ganz sicher wäre es geiler gewesen, wenn ich nicht zusätzliche Kilometer hätte laufen müssen und natürlich mehr zu Trinken dabei gehabt hätte!!! Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich! 😛
Nach- Wandern auf Mallorca
Lust auf Wandern auf Mallorca bekommen? Dann findest du nun hier detaillierte Angaben zu meinen einzelnen Etappen meiner Wanderroute!
Etappen und Kilometer für die Wanderfreunde
- Startpunkt bis zur Kreuzung ≈ 2 km; ⇅ 155 m
- Kreuzung bis zum Gipfel Talaia (496 m) ≈ 2 Km; ⇅ 260 m
- Gipfel Talaia bis zum Aussichtspunkt ≈. 1,5 Km; ⇅ 148 m
- Aussichtspunkt bis zum Rastplatz ≈ 1,2 Km; ⇅ 176 m
- Rastplatz zur Bucht Platja des Coll Baix ≈ 1 Km; ⇅ 176 m
- Platja des Coll Baix bis zum Endpunkt ≈ 5 Km; ⇅ 145 m
Meine Wanderroute war ein Mix aus verschiedenen offiziellen Wanderwegen und insgesamt 12,7 Kilometer lang. (Mein Umweg von zusätzlichen 14 Kilometern nicht mit eingerechnet :P)
Möchtest du gerne mehr zum Thema Wandern auf Mallorca wissen, dann findest du hier Wanderguides!
Auf diese Weise machte mir Mallorca sehr viel Spaß – die Natur ist unglaublich und abgelegene Ecken sind wirklich leicht zu finden. Man muss sich nur etwas bewegen! 😉
Zum Schluss gibt es heute einen alten argentinischen Song! Der Typ schon tot, der Text sehr sentimental – Aber ich liebe einfach diese Gitarre!!