Corona in Panama – Philipps (Alb) Traum
Philipp, ein Surflehrer und Langzeit- Weltenbummler genoss zusammen mit Freunden eine traumhafte Zeit in einem Haus auf der Isla Colón der Inselgruppe Bocas del Toro am karibischen Meer, als Covid 19 – Corona in Panama zuschlug. Plötzlich fühlte er sich gefangen im Paradies und in seiner Freiheit beschränkt. Anstatt Surfen gab es nun harte Ausgangssperren, einen unfreiwilligen Gefängnisaufenthalt und keinen internationalen Flugverkehr. Wie es Philipp dennoch nach Deutschland schaffte erzählt er mir in einem Interview.
Corona in Panama
In Panama leben etwa 4 Millionen Menschen und aktuell gibt es 15.044 Corona Infektionen, darunter 363 Tote (Stand 04.06.2020). Unter den bekannten Regeln wie Abstand halten und Schutzmaske tragen wurden seit März unterschiedliche Ausgangsregeln definiert. Erst gab es eine totale Ausgangssperre, dann durften Frauen und Männer nur noch getrennt das Haus verlassen und am Ende wurde die eigene Ausgangszeit von zwei Stunden anhand der Reisepassnummer festgelegt. Auch jetzt besteht immer noch ab 19 Uhr abends eine Ausgangssperre. Alle Behörden, Restaurants, Bars, Kultureinrichtungen sind geschlossen oder öffnen nun schrittweise.
Hallo Philipp…
Du bist wieder zurück in Deutschland, wie kam es dazu?
Ich reise schon seit 13 Jahren und lebe an den schönsten Surfspots dieser Welt. Seit ein paar Monaten wohnte ich nun auf einer Karibikinsel in einem kleinen Haus und hatte eigentlich auch nicht vor wieder zurück nach Deutschland zu kommen. Doch dann erreichte Corona auch Panama und meine Pläne änderten sich.
Philipp in seinem Element (Quelle: Instagram)
Wie sehen die Corona Regeln in Panama aus?
Erst bekam ich von dem Virus nur am Rande mit, aber plötzlich hieß es auch in Panama “totaler Lockdown”. Nichts mehr mit Surfen und das Haus verlassen wann ich Lust drauf hatte. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Corona Regeln sehr streng. Deshalb bestimmte die Endziffer meines Reisepasses nun fast zwei Monate lang, wann ich zweimal die Woche für nur zwei Stunden das Haus zum Einkaufen verlassen durfte. Da sieht man das Meer ständig mit fantastischen Wellen zum Surfen und man darf nicht reinspringen. Eine Qual, sag ich dir!
Philipps Haus auf der Isla Colon
… mit traumhaften Ausblick
In Deutschland wurde Klopapier gehortet, was war in Panama beliebt?
Auch wenn ich mich auf einer kleinen Insel befand, ist mir nichts aufgefallen. In Bocas del Toro und generell in Panama wurde nicht viel gehortet. Ich konnte im Supermarkt immer alles bekommen. Aber ich dachte tatsächlich erst daran Klopapier mit nach Deutschland zu nehmen. 😉
Was hast du während des Lockdowns gemacht?
Ich habe mich fit gehalten, Sport im Haus gemacht, auf der Terrasse auf das Meer geschaut und zumindest viel im Internet gesurft. Doch an einem Tag konnte ich nicht widerstehen und schnappte mir, obwohl das Meer tabu war mein Surfboard um ein paar Wellen zu reiten. Leider wurde ich erwischt und durfte ein Gefängnis in Panama von innen kennenlernen.
Das klingt ja krass. Wie war das genau?
Die Polizei holte ein paar andere Surfer und mich aus dem Wasser und nahm uns fest. Für diesen Regelverstoß wurden wir tatsächlich in den Knast gesteckt. Dort war es wie in einem schlechten Film: Ein dunkler Raum, viele Menschen und es stank bestialisch nach Pisse. Außerdem wurden unsere Fingerabdrücke abgenommen, wie bei Schwerverbrechern! …Aber uns blieb nichts anderes übrig – wir mussten da durch!
Wie bist du wieder rausgekommen?
Ich stellte mich doof und verstand ganz plötzlich kein Wort Spanisch mehr. Es war definitiv besser so zu tun, als wenn man von den Corona Regeln nichts gehört hatte. Nach ungefähr fünf Stunden durfte ich die Strafe in Höhe von 45 Euro bezahlen und wurde wieder zu meinem Haus gebracht. Immerhin chauffierte mich die Polizei aufgrund der Ausgangssperre gratis zurück. Aber das Ganze war eine schlechte Erfahrung, auf die ich zukünftig wirklich verzichten kann.
Philipp gibt Gas – Nur zwei Stunden Zeit zum Einkaufen
Wie ging es dann weiter?
Eigentlich hatte ich vor, trotz Corona in Panama zu bleiben, aber nachdem meine Freiheit dort so eingeschränkt wurde und noch kein Ende des “Lockdowns” in Sicht war, wollte ich gerne zurück nach Deutschland. Doof war nur, dass es keine Flüge mehr nach Europa gab und auch die Rückholaktion der deutschen Regierung war abgeschlossen.
Jeden Tag gab es neue Regeln und Restriktionen der panamesischen Regierung und auch das Startdatum des Flugverkehrs wurde mehrmals nach hinten verschoben. Die Ungewissheit ob und wie belastete mich nach einer Zeit immer mehr.
Überall auf der Welt hält man Abstand
Wie hast du es dennoch nach Deutschland geschafft?
Ich fand eine Facebookgruppe, die eine Frau ins Leben gerufen hatte. Dort stellte ich auch fest, dass noch 180 weitere Personen durch Corona in Panama festhingen.
Mithilfe dieser Frau stand tatsächlich nach einiger Zeit für uns ein Privatjet zur Verfügung. Am Ende hieß es dann endlich für “schlappe” 1.500 Euro pro Person, mit einer tschechischen Fluggesellschaft, in einem spanischen Flugzeug, organisiert durch ein deutsches Unternehmen – “Adios Panama”!
Der Flieger war übrigens sehr alt und hatte auch schon bessere Tage gesehen. Nur alle 15 Sitzreihen ein kleiner Bildschirm, keine Bewirtung und Wasser durften wir uns selbst holen, natürlich alles mit Schutzmaske, aber egal. Ich wollte nur noch zurück!
Endlich zurück nach Deutschland und das im Privatjet
Wie geht es für dich weiter?
Im Moment befinde ich mich in zweiwöchiger Quarantäne. Dafür musste ich mir extra eine kleine Wohnung in Essen mieten. Ziemlich langweilig aktuell, aber der Ausblick auf Freiheit und meine Familie danach wieder zu treffen, lässt mich die Zeit gut überstehen. Leider konnte ich durch den Lockdown in Panama nicht mehr als Surflehrer arbeiten und brauchte für die Zeit und den Rückflug meine Ersparnisse auf. Deshalb suche ich nun erstmal schnell einen Job. …und dann… Vielleicht bleibe ich nun auch in Deutschland. Das abrupte Ende meiner Reise brachte mich ins Grübeln. Vielleicht ist es an der Zeit nach 13 Jahren mein Nomadenleben zu beenden. Vielleicht auch nicht?! Aber fürs Erste reicht’s mir mit Corona in Panama.
…Vielen Dank!
Vielen Dank für das spannende Interview, Philipp. Ich hoffe du überstehst die Quarantänezeit gut, findest schnell wieder einen Job und schmiedest neue Pläne!
Für alle die nun noch mehr Fernweh haben möchten, gibt’s hier noch einen Artikel von meiner Reise zu den San Blas Inseln in Panama – garantiert Corona- frei!
So schön ist Panama
Übrigens… Alle Fotos stammen aus dem Privatbesitz von Philipp. Folge ihm auf Instagram
Hey, erst einmal herzlichen Dank! Das Interview hat sehr viel Spass gemacht und ich konnte mir endlich einmal alles von der Seele reden. Wirklich schön gestaltet und visualisiert. Auch deine anderen Beiträge wie zb. der Grenzübergang von Panama nach Costa Rica ist sehr spannend und vor allem informativ. Bitte genauso weitermachen. Du hast viele nützliche Tips und generelle Hinweise zu den jeweiligen Ländern aufgelistet, die nicht gleich für jeden klar sind. Nach 13 Jahren non-stop traveln spreche ich da aus Erfahrung 🙂 Nicht wie manch andere Blog Poster besinnst du dich ausschließlich auf Party’s, Komfort und teuren Luxus Urlaub. Du hast einen neuen Fan 🙂 LG
Oh lala, vielen Dank für die Blumen und auch, dass ich über deine spannende Story berichten durfte. Das Corona Virus hat natürlich auch die Travelwelt durcheinander gewirbelt und ich hoffe, dass Reisen bald wieder problemlos möglich ist. Ich bin gespannt, wo es dich als nächstes hintreibt oder auch nicht, aber bitte verzichte nächstes Mal auf einen Gefängnis Besuch im Ausland 😀 Liebe Grüße Inga
Liebe Inga, ein interessantes Interview! Ich hatte sogar schon von der Geschichte mit dem gecharterten Privatjet gehört, aber von niemandem, der tatsächlich mit geflogen ist. Und bei diesen Schilderungen merkt man mal wieder wie gut wir in Deutschland bislang durchgekommen sind und wie lax die Einschränkungen, über die so viel gejammert wurde, hier waren.
Liebe Grüße Steffi