Sri Lanka – Willkommen im Paradies!
Am letzten Tag halte ich nochmal meinen Kopf aus dem Fenster des “Suicide Busses” und lasse mir den Wind um die Nase wehen! Sri Lanka riecht irgendwie anders! Nicht nur nach verbranntem Holz, sondern auch nach Fisch, nach Aufschwung, nach Freundlichkeit und natürlich nach Meer! Ayubovan – Willkommen im Paradies der Ruhe und Erholung!
Gleich zwei Dinge waren für mich bei dieser Reise anders: Zum einen flog ich dieses Mal nicht nach Südamerika und zum anderen arbeitete ich für meinen Aufenthalt, anstatt mir nur die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen! Deshalb blieb ich auch einfach “nur” zwei Monate an der Südküste Sri Lankas, genauer gesagt, im Dorf Midigama. Klingt langweilig? Auf gar keinen Fall! Denn nun kenne ich fast jeden Stein in dieser Region und auch die zwei einzigen Mülleimer im Ort!
Im Bus in Sri Lanka
Ein blaues Tuktuk mit der Aufschrift:” No pains- No gains!”, überholt nun mutig unseren Bus und fällt dabei fast auseinander! Das lässt mein Busfahrer nicht auf sich sitzen und gibt nochmal extra Gas. Parallel mäht er rechts beinahe einen Opa um, vergisst an der Haltestelle zu halten und saust mit 100 Sachen in den Gegenverkehr! Wildes Gehupe, fuchtelnde Sri Lankaner im Bus und auf der Straße, aber hey! Das Duell geht an unseren Busfahrer!
Auch wenn der Verkehr in manchen Ländern noch verrückter ist, rutschte mir anfangs regelmäßig mein Herz in die Shorts! Aber das ist nun vergessen! Gewöhnt habe ich mich daran, dass der Fahrer oftmals nur den Halt am Busstop antäuschte und ich bei 5 km/h aus dem Bus springen musste! Auch die Neon- beleuchteten sieben Gottheiten des Buddhismus und Hinduismus als Standardausstattung, gaben mir mittlerweile ein beruhigendes Gefühl! Keine Frage, die Busse sind die Kings auf den Straßen und das billigste Transportmittel, indem ich jemals saß! 8 Cents bis zur nächsten Kleinstadt Weligama und das auch noch im 5- Minuten Takt. “So macht reisen Spaß!”
Was ist eigentlich Midigama?
Dieses Dorf ist wirklich klein und besteht quasi nur aus mehreren Straßen, ein paar Häusern, Hostels und zwei Tempeln. Es gibt keinen richtigen Supermarkt, keine Disco oder Bar und auch keinen Geldautomaten. Das WLAN läuft eher schlecht als recht, keine Apotheke, kein Arzt, kein Stress! Aber es gibt eine Näherin, einen Friseur, unzählige Kokosnuss Verkäufer, mehrere Restaurants und viele wartende Tuktuk- Fahrer, die einen regelrecht belagern. Ein einfaches “Nein” reichte oft nicht aus, um sie abzuwimmeln und insgeheim wartete ich auch auf den Tag, an dem ein Fahrer mit seinem Gefährt elegant eine Chicago- Wende vor mir hinlegt: “Wanna Tuktuk?”
Der Pförtner des kleinen Bahnhofs lässt ungefähr fünf Mal am Tag die Schranken des Bahnübergangs per Hand herunter und gähnt dabei müde. Für mich war der durchfahrende, uralte Zug allerdings immer ein Highlight, aber für ihn wohl weniger!
Die Frage ist, was treibt denn nun die Touristen und auch mich in dieses kleine, verschlafene Nest? – Genau! Es ist das Surfen! Denn im Umkreis von 4 km befinden sich fußläufig viele, gute Surfspots! Rams, Plantation, Lazy Left and Right und wie sie nicht alle heißen begeistern nicht nur die Surferboys & girls, sondern luden auch mich vor allem zum Fotografieren ein! Viele Strände, einer schöner, breiter und länger als der andere, motivierten mich fast jeden Tag aufs neue Sonnenauf- und Untergänge einzufangen! “Ach, das Leben kann so schön sein!”
Unterkunft in Midigama
Ich hatte mich etwa 1 km vom Strand entfernt in ein “Resort” einquartiert, was nicht nur besonders günstig war (Einzelzimmer mit Bad für 5 € die Nacht), sondern auch weiter im Landesinneren lag. Jeden Morgen wurde ich von Vögeln, Affen, Hundegebell und buddhistischen Gesang vom Tempel geweckt. Es begeisterte mich die Dschungel Vegetation drumherum und die teilweise respekteinflößende Tierwelt! Ich fühlte mich dort den Einheimischen näher, als den Touristen und das fand ich gut so!
Bei den Sri Lankanern kann man sich auch einfach nur wohlfühlen. Abgesehen vom Kopf wackeln, was ich übrigens anfangs missverstanden habe, weil es nicht negativ, sondern zustimmend gemeint ist, sind sie sogar so freundlich, dass ich manchmal skeptisch war. Aber unbegründet! Denn statt Geldgeilheit steht hier eine gute Behandlung und auch das Interesse der Andersartigkeit im Vordergrund. Nicht selten sprangen mir die Kids freiwillig vor die Kamera, übten stolz ihre zwei Wörter Englisch und gaben ein “high five”. Manchmal überfielen mich auch ganze Frauenhorden, die unbedingt ein Foto mit mir machen wollten.
Essen in Sri Lanka
Fast immer versuchte ich landestypisch zu Speisen. Es schmeckte mir meistens und ist auch einfach deutlich günstiger, als das westliche Hipster- Food. Häufig hieß es deshalb für mich: “Einmal Reis & Curry für einen Euro bitte oder ein Kotthu!” Noch einen Coconut Pancake hinterher und manchmal gönnte ich mir zur Feier des Tages ein Lion Bier, was der Restaurantbesitzer unter der Theke versteckte! Das einheimische Essen ist gut, billig und meistens vegetarisch. Aufgrund des Preises habe ich oft über die Qualität hinweg geschaut und auch über den Zustand der Küche!
Nach ein paar Wochen hörte ich auf mit Chilli zu experimentieren und schoss mich auf meinen täglichen, harmlosen Cheese Rotti (gefüllter Pfannkuchen) in meinem Lieblingsrestaurant am Clocktower ein. Dort kannte ich schon nach kurzer Zeit die Preise der Speisen auswendig und rechnete der Frau an der Kasse schneller den Gesamtpreis aus, als sie die Zahlen in den Taschenrechner eingeben konnte! “Ja, ich war ziemlich lange in Midigama!”
Viele Möglichkeiten in Sri Lanka
Langweilig war mir eigentlich nie! Nachdem ich die zig Buchten um Midigama herum erkundet hatte, habe ich Tagesausflüge zu den umliegenden Städten unternommen. Es ging zum Beispiel zum Schaukeln nach Dikwela, zum Sonnenuntergang nach Unawatuna, zum Dutch Fort nach Galle, zum Chillen nach Matara oder auch zum Surfkurs nach Weligama. Zusätzlich habe ich mir etwas die Hauptstadt Colombo angesehen und auch einige Tage im Norden in Kalpitiya verbracht. Ich fühlte mich inspiriert und meistens auch sehr aktiv, dennoch entschleunigt! “Wie wunderbar leicht das Leben doch sein kann!”
Was hab ich gelernt?
Viel natürlich! Aus jedem Trip nimmt man etwas mit und lässt etwas dort! Letzteres war auf jeden Fall mein Schweiß! Ich lernte durch die hohe Luftfeuchtigkeit und immer heißen Temperaturen, aus welcher Pore meines Körpers überhaupt Schweiß fließt! – Schon mal aus den Augen geschwitzt?
Außerdem habe ich Einblicke in die Surfwelt bekommen und die Bewegungen der Wellen studiert! Ich sprang gleich mehrmals über meinen eigenen Schatten. Sei es erneut auf das Surfboard zu steigen, trotz blauen Auges vom Vortag oder mit dem Roller am verrückten Straßenverkehr teilzunehmen! Dies natürlich nur mit Helm, auch wenn die Gastfamilie darüber lachte und meinte: “Fahr doch ohne!”
Ich lernte auch, dass “Freelancing” schwierig ist, sich dabei auch noch im Paradies zu befinden noch schwerer. Ständig befand ich mich im Zwiespalt zwischen Urlaub und Produktivität, bis sich die Grenzen völlig auflösten.
Schattenseiten im Paradies
Es ist offensichtlich, dass Sri Lanka ein Müllproblem hat. Keine Trennung, kein Denken an Nachhaltigkeit, selten Mülleimer und nach Stürmen wurde Plastik auch aus anderen Ländern an die Strände gespült. Einige trendige Surfschulen rufen regelmäßig zu “Beach- Cleanups” auf, was dennoch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein wirkte.
Es gab kleinere Stromausfälle, große Regenfälle, Mosquitoüberfälle und Schreianfälle vieler Babys, denn auch das tropische Sri Lanka zählt zu einer der Länder mit dem geringsten Altersdurchschnitt! Kein Wunder, denn die meisten Frauen bleiben zu Hause und werden zu Geburtsmaschinen. Am Alltag selbst nehmen sie selten teil. Das wird lieber den Männern, die am Straßenrand ihre Betelnüsse kauen überlassen.
Ich komme gerne wieder!
Sieht man über einige Dinge hinweg, ist die Südküste Sri Lankas eine wunderbare Ecke, um mal die Seele baumeln zu lassen oder seinen Alltag zu vereinfachen. Die Uhren ticken dort einmal wieder langsamer! Und wer ein Fan von Surfen, Kultur und Stränden ist, kommt voll auf seine Kosten. Nicht jeder kann gleich mehrere Wochen am Stück, so wie ich nur im Süden bleiben, aber ich bekam die Möglichkeit und bin sehr dankbar dafür! Ein Hoch auf das einfache Leben in Flip Flops – Ich vermisse es jetzt schon!!
So, ich versuche nun aus dem Bus springen! Ich sehe den Clocktower von Midigama! Wirklich mein persönliches Paradies! Bis zum nächsten Mal! ස්තුති & බායි – Stuti & bye bye!
Ps.: Für alle, die gerne wissen möchten, was mich der Spaß gekostet hat: 400 € habe ich im Schnitt pro Monat für Unterkunft, Essen und Aktivitäten ausgegeben. Das teuerste war der Flug von etwa 600 € in der Hauptsaison!
top. finde deine mit erstaunlich?
Hallo Kazim!
Das freut mich natürlich zu hören 🙂 Ich hoffe dir geht es gut! Grüße Inga